Der für die notwendige individuelle Mobilität zur Verfügung stehende öffentliche Raum ist endlich und limitiert. Die Anpassung der infrastrukturellen Raumgestaltung muss deshalb, auch zur Kostensenkung, ein Höchstmaß an langfristiger Flexibilität bieten. Die Berücksichtigung der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer (Fußgänger, Radfahrer, MIV und ÖPNV) sollte dabei stets in einem ausgewogenen Verhältnis des jeweiligen Nutzungsanteils im Rahmen der Modifizierung möglich sein und auch erfolgen. Durchgangsverkehr und Individualverkehr sind zu reduzieren.

In den nächsten sechs Jahren sollen nachstehende Maßnahmen geplant und umgesetzt werden:

1. ÖPNV

Sofort umzusetzen:

  • Unverzügliche Aktivierung und Ergänzung der derzeit nicht genutzten Trassen für einen S-Bahn – Südring zwischen Laim und Ostbahnhof mit den bestehenden Stationen „Laim“, „Heimeranplatz“, „Ostbahnhof“ und den zusätzlichen Stationen „Poccistraße“, „Südbahnhof“ und Nockherberg/Ostfriedhof  und S-Bahn–Nordring zwischen Moosach und Freimann mit der bestehenden Station „Moosach“ und den zusätzlichen Stationen „Nordkreuz“, „Eggarten“, „Lerchenauer Straße“, „Milbertshofen“, „Europark“, „MOC“, „Freimann“ als flexible Ergänzung der  S-Bahn-Stammstrecken I. und II.
  • Sofortiger, paralleler Beginn einer Planung, die vorgenannten S-Bahn-Ringtrassen so zu ertüchtigen und zu ergänzen, dass mittelfristig eine geschlossene S-Bahn-Ringstrecke (vergleichbar dem Berliner S-Bahn-Ring) entsteht. Hierfür werden die zusätzlichen Verbindungsstation „Amalienburgstraße“ im Westen sowie die zusätzlichen Stationen „Bayerisches Fernsehen“, „Ostkreuz“, „Johanneskirchen“ und die bestehenden Stationen „Englschalking“, „Daglfing“, „Berg am Laim“ und „Leuchtenbergunterführung“ im Osten eingebunden.
  • Planung eines zusätzlichen S-Bahnhofs „Messe München“ mit zweispuriger Gleis-verbindung zwischen Kirchtrudering und Riem. Nach Fertigstellung Führung der S-2 von „Feldkirchen“ über „Messe“ und „Trudering“ Richtung Ostbahnhof und Führung  S-4/S-6 von „Gronsdorf“ über „Messe“ und „Riem“ Richtung Ostbahnhof. Dies ermöglicht ein Erreichen der Messe mit der S-Bahn im 5-Minutentakt zusätzlich zur bestehenden U-Bahn.
  • Abschaffung aller S-Bahn-Schranken im Stadtbereich.
  • Beschaffung zusätzlicher Fahrzeuge (im Tram-, Bus-, U-Bahn- und S-Bahnbereich) sowie die Einstellung/Ausbildung des hierfür erforderlichen Fahr- und Betriebspersonals. Dabei Beschaffung von Bussen mit Schwerpunkt auf E-Antrieb mit  zusätzlicher Schaffung entsprechender Schnellladeinfrastruktur.
  • Ergänzende Linien im innerstädtischen Bus- und Trambahnverkehr.
  • Planung, Bau und Inbetriebnahme einer unterirdischen Standseilbahn vom Wettersteinplatz über den Tierpark Thalkirchen zu den Siemenswerken.
  • Planung, Bau und Inbetriebnahme einer oberirdischen Seilbahn (3S) von Garching über Hochbrück zur Dülferstraße.

Begleitend:

  • Prüfung/Planung einer Verlängerung der bestehenden Gleistrasse vom „Nordring“ zum alten S-Bahnhof  am „Olympiagelände“ über die Landshuter Alle bis zum S-Bahnhof „Donnersberger Brücke“ mit parallelem unterirdischen Bau zum Mittleren Ring an der Landshuter Allee.
  • Sofortiger Planungsbeginn zur Ergänzung und Erweiterung des S-Bahn-Netzes mit dem Ziel eines zuverlässigen und durchgängigen 10-Minuten-Taktes, wobei die Realisierung größtenteils in den mittel- (6 – 12 Jahre) bis langfristigen (12 – 18 Jahre) Bereich fallen dürfte:
  • Verlängerung der S7 nach Geretsried (Fertigstellung!) und zweispuriger Ausbau zwischen Höllriegelskreuth und Geretsried sowie zwischen Giesing und Kreuzstraße.
  • Ausbau der S4-Trasse (vierspurig!) zwischen Pasing und Geltendorf / optional Kaufering (Trennung des S-Bahnverkehrs vom normalen Bahnbetrieb).
  • Zweispuriger Ausbau der S2 zwischen Markt Schwaben und Erding und zwischen Dachau und Altomünster. Vierspuriger Ausbau der Gleise zwischen Berg am Laim und Markt Schwaben (Trennung des S-Bahnverkehrs vom restlichen Bahnverkehr).
  • Zweispuriger Ausbau der S-6 zwischen Grafing Bahnhof und Ebersberg.
  • Zweispuriger Ausbau der S8 zwischen Weßling und Herrsching. Vierspuriger Ausbau der Gleise zwischen Zamdorf und Johanneskirchen (Trennung des S-Bahnverkehrs vom restlichen Bahnverkehr).
  • Vierspuriger Ausbau der Gleise auf der S1-Linie zwischen Laim und Neufahrn (Trennung des S-Bahnverkehrs vom restlichen Bahnverkehr).
  • Forcierung der „Sendlinger Spange“ mit Anbindung an den S-Bahnhof Laim (ermöglicht einen 10-Min-Takt nach Gauting als Verlängerung der heutigen S20, welche dann in S16 umbenannt werden müsste).
  • Prüfung der Variante zum Bau eines zweigleisigen, durchgängigen Tunnels für den Güterverkehr auf den Strecken Zamdorf – Johanneskirchen, Laim – Feldmoching, ggf. auch Poccistraße – Ostbahnhof. S-Bahnen sind nicht besonders laut und der Bau von Tiefbahnhöfen (also einer S-Bahn im Tunnel) dafür besonders teuer!
  • Planung der neuen U-Bahnlinie 9.
  • Planung weiterer Seilbahntrassen:
  • Münchner Freiheit – Tucherpark – Arabellapark (unterirdische Standseilbahn), als Alternative einer Bus- oder Tramverbindung durch den Englischen Garten (Querung an bisheriger Stelle nur noch mit Fahrrad oder für Rettungsfahrzeuge, Einbindung der Station Münchner Freiheit bei den Planungen zur U9 berücksichtigen),
  • Englschalking – Riem – Messestadt West (oberirdische 3S-Bahn)

 

2. Motorisierter Individualverkehr (MIV)

Sofort umzusetzen:

  • Einbau intelligenter Leitsysteme und Ampelsteuerungen mit Einbeziehung von Fußgängerampeln (auch mit Anforderungsoption), zunächst am kompletten Mittleren Ring, besonders zur Steuerung in den Zufahrtsbereichen und auf den Hauptverkehrsstraßen des MIV.
  • Flächendeckende Einführung von verkehrsabhängiger Geschwindigkeitsregelung im Straßenverkehr.
  • Ausbau der P&R-Optionen (wichtig: günstig oder kostenlos in Verbindung mit einem MVV-Ticket) am Stadtrand in Nähe von U- oder S-Bahnstationen sowie einmündender Autobahnen und entlang der S-/Bahn Zufahrtsstrecken (dafür unverzügliche Abstimmungsgespräche mit S-Bahn nutzenden Landkreisgemeinden).

Begleitend:

  • Sofortige Planungen zum kreuzungsfreien Ausbau des restlichen Mittleren Rings im Südosten der Stadt durch ergänzende Tunnel oder Tieferlegung in offener Trogbauweise mit Querungsmöglichkeiten.
  • Ergänzung des Carsharing-Angebots auf E-Basis zur Verbesserung der inner-städtischen Luftqualität trotz flexibler Mobilitätsoptionen.

 

3. Barrierefreie Verkehrsflächennutzung innerhalb der Stadt

Sofort umzusetzen:

  • Verbesserung des Fußgängerschutzes durch konsequente Trennung von Fahrrad- und Fußgängerbereichen sowie mehr Kontrollen und Ahndung des Missbrauchs von Fußgängerbereichen.
  • Verbesserungen des Fahrradflusses durch Lückenschluss im bestehenden Fahrradwegenetz, Optimierung der Fahrradwegbreiten u.a. zu Lasten ungenutzter, überbreiter Gehwege und separater Ampelsteuerungen auch für fließenden Fahrradverkehr.

Begleitend:

  • Planung des Rückbaus von Individualparkflächen im Zug- um Zugverfahren in Relation zur Verbesserung des ÖPNV in Angebot, Zuverlässigkeit, Taktung und Nutzungskosten.
  • Planung zur Schaffung von Lade- und Haltezonen für den innerstädtischen Warenlieferverkehr ohne Behinderung des ÖPNV, MIV, Fahrradverkehrs und Fußgängerbereichen.
  • Lückenloses WLAN im ganzen ÖPNV.
  • Entwicklung eines 365,- € - Jahrestickets innerhalb des gesamten MVV-Bereiches.
  • Arbeitnehmer, bei denen dies möglich ist, sollen, auch im Hinblick auf eine Reduzierung des Verkehrsaufkommens, die Möglichkeit erhalten, im Home Office zu arbeiten. Besonders die Stadt, als wichtiger Arbeitgeber muss hier auch beispielhaft vorangehen.